5: Urwelten von Thomas Halliday

In diesem Sachbuch erforscht Halliday die ausgestorbenen Landschaften und Ökosysteme vergangener Zeiten. Mit jedem Kapitel schreitet er weiter und weiter in die Vergangenheit. Von der Eiszeit und deren Gletschern, über das Eozän und das Tethysmeer bis hin ins Erdmittelalter zu den verschiedensten Landschaften der auseinanderbrechenden Kontinente, auf denen die Dinosaurier herrschten. Und er geht noch weiter zurück, ins Karbon, als fast das gesamte Land auf der Erde von Urwäldern überzogen war, in denen sich riesige Insekten tummelten und weit zurück ins Kambrium als diese Welt wie ein ganz anderer Planet wirkte.
Mit wundervollen Beschreibungen zieht er seine Leser in seinen Bann und lädt uns in längst vergangenen Welten ein. Mit vielen Fakten und Wissen erzählt er außerdem, wie und warum sich die Ökosysteme in der Vergangenheit verändert haben und warum viele Arten schnell und plötzlich ausgestorben sind. Hier zieht er interessante und beunruhigende Parallelen mit der Gegenwart und dem Klimawandel, der gerade stattfindet.
4: Magellan von Stefan Zweig

Diese Biografie von Zweig ist wohl nicht so bekannt wie Maria Stuart oder Marie Antoinette aber in vielerlei Hinsicht genauso spannend. Zweig beschreibt besonders gut die Welt zur Zeit Magellans und warum und weshalb politische Mächte in Europa um die Vorherrschaft des Handels kämpfen. Wie er in dem ersten Satz der Biografie gut beschreibt: Am Anfang war das Gewürz.
Auf Zweigs einzigartige Weise erzählt er warum Portugal, dieses kleine Land am Rande Europas, für kurze Zeit zu einer großen Weltmacht wird. Er beschreibt den Beginn des Kolonialismus und wie Europa auf diese Weise zum Zentrum der Welt aufstieg. Für jeden Zweig Fan ist dieses Buch ein Muss.
3: Angst von Stefan Zweig

Zweig ist auch am dritten Platz vertäten und seine Kurzgeschichte/ Novelle Angst könnte nicht weiter von Magellan entfernt sein. Hier geht er tief in die Psyche einer jungen Ehefrau und die Komplexität ihrer Ehe ein.
Mit Spannung verfolgt der Leser die Geschehnisse der jungen Frau. Abgründe und Geheimnisse entfalten sich und es scheint, als würde man ihr in den Wahnsinn folgen. Wir alle kennen das Gefühl der Angst und Paranoia. Und Zweig versteht es den Leser mit diesen Gefühlen in den Bann zu ziehen.
2: Ein schönes Ausländerkind von Toxische Pommes

Der wohl beste Debütroman, den ich seit langem gelesen habe und der besonders auf persönlicher und humorvoller Ebene überzeugt. Toxische Pommes ist eine österreichische Kabarettistin, Satirikerin und TikTok Star. Als Kind ist sie zusammen mit ihren Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien (heute Kroatien) nach Österreich geflohen und hat nach einigen Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten.
Und genau darum geht es auch in ihrem autobiografischen Debütroman. Anders sein, Ausländer sein, Flüchtlingskind sein, das Ausländerkind in der Schule sein beschreibt und erzählt Toxische Pommes mit sehr viel Humor, sehr viel tiefgehender Emotionalität, wird dabei aber nicht theatralisch. Der Roman liest sich leicht und unbeschwerlich, gleichzeitig geht es um sehr ernste Themen wie Ausländerfeindlichkeit, welchen Toxische Pommes gekonnt in die Satire ihrer Erzählung miteinbezieht.
Ein gelungener Roman, den ich jedem wärmstens empfehle.
1: Schattenzeit von Oliver Hilmes

Es gibt Bücher, die man abends und Untertags lesen kann. Dann gibt es Bücher, die man am besten abends vorm Schlafengehen zur Unterhaltung liest und dann gibt es Bücher, die so dunkel sind, dass man sie am besten nur bei Tageslicht in die Hand nimmt.
Schattenzeit Deutschland 1943: Alltag und Abgründe von Oliver Hilmes ist definitiv so ein Buch. Hilmes recherchierte das Leben von Karlrobert Kreiten, einem hochbegabten Pianisten, der eine große Zukunft vor sich hat, und das Leben seiner Freunde, Familie und Bekannte.
In diesem, auf Fakten und Wahrheiten basierenden Roman, erzählt Hilmes den dramatischen und tragischen Verlauf eines Mannes, der sich einmal negativ gegenüber dem Führer äußert, weswegen er zum Tode verurteilt wird.
Hilmes gelingt es Recherche, emotionale Erzählweise und grauenhafte historische Fakten des Jahres 1943 zusammenzuführen und in einer kompakten Geschichte zu verschmelzen.
Es ist definitiv eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe, aber auch eines der schlimmsten. Hilmes hält mit den Grauen des Dritten Reiches nicht zurück, beschreibt diese ausführlich, aber gleichzeitig mit wenig Emotion, was Großteils notwendig ist und vermutlich auch entscheidend für den Leser. Denn sonst müsste man das Buch wohl mehrmals beiseitelegen, um sich zu erholen.
Es ist das beste deutschsprachige Buch, das ich 2024 gelesen habe und ich empfehle es jedem Untertags zu lesen!